BLACK: Ground Zero NYC, Michael Arad

BLACK: Ground Zero NYC, Michael Arad

Architektur, Vision

In NYC gibt es unzählige spannende Kunstwerke und Bauten zu besichtigen. Doch was diese Stadt und noch viel mehr, die Menschen die dort leben in den letzten Jahren geprägt hat, das waren die Terroranschläge auf das World Trade Center. Ein Bauwerk das dort entstanden ist (Daniel Libeskind wurde 2003 zum Planer für die Wiederbebauung der Katastrophenzone berufen) zeigte sich mir extrem berührend: BLACK

Unterwegs in der hektischen, aufgeheizten Metropole an einem sonnigen Augusttag sah ich in einen der beiden identischen, von Michael Arad entworfenen Brunnen der Ground Zero Gedenkstätte. Beide identischen Brunnen haben die Grundflächen und Positionen der Türme des World Trade Centers die dort bis zum 11. September 2001 im Financial District in Manhattan standen. Mit dem Einsturz dieser beiden Gebäude änderte sich alles. Die Welt öffnete sich… hin zum Unten, zum Negativen, zum Dunklen… der Hölle. Panik, Verletzbarkeit, Unsicherheit, Zukunftsangst – ein Abgrund tat sich damals auf.
Eine Essenz dieser Gefühle konnte ich an diesen Brunnen erahnen, konnte trauern, ja sogar erfahren wie unfassbar ausgeliefert sich die Menschen in den beiden Türmen des WTCs gefühlt hatten, ohne mir auch nur annähernd eine Idee der wirlichen Umstände anmaßen zu wollen.
Das sah und fühlte ich, innerhalb von Minuten: Herabstürzendes Wasser, im Sonnenlicht weiß, wie ein Vorhang aus Ascheregen. Über bronzefarbene Rinnen geführte Wassermassen stürzten von allen Seiten in ein riesiges, quadratisches Granitbecken wobei die vier Wasserwände die Fassadenstruktur (glänzende, senkrechte Linien) der ehemaligen WTC-Türme imaginierten. Das Wasser zog mich an, zog mich mit, bis an den Rand und meinen Blick über die Wasserfallabsturzstelle hinaus – ein Sog, gebremst nur durch die massiven Platten die die Brunnen einrahmen und die alle Namen der Toten von 9/11 nennen. Kühles, dunkles Metall, die Namen negativ eingefräst. Doch das Wasser floß weiter und stürzte ein zweites Mal, noch viel tiefer in ein kleineres, quadratisches Becken. Wobei der Begriff Becken hier falsch ist. Der Boden dieser Öffnung war nicht zu sehen, er wurde so tief angelegt dass kein Boden im inneren Brunnenbecken sichtbar ist; ein beunruhigendes Gefühl – kein Boden im Brunnen. Das Wasser lief erstaunlich schnell in diese Richtung und zügig über die Kante; also keine Pause, kein Innehalten, kein Auffangbecken, kein Halt: Die Menschen stürzten damals ins Bodenlose. Auch hier entstand durch die gerundete Wasserführung am Wasserfall eine optische Sogwirkung nach unten, (das Wasser fließt vom Betrachter weg) hin ins Dunkle, die endlose Tiefe und auch Leere… das Nichts. Der Tod. Ein Garb.

Ein äußerst dramatisches Schauspiel, erbaut aus schwarzem Granit und Wasser, das eine negative Form der Gebäude abbildet. Die laut rauschenden Wassermassen hörten sich für mich wie eine zu schnell abgespielte Aufnahme prasselnden Feuers an: Die Menschen verbrannten. Das Entsetzen, die unfassbar große Panik, dann Trauer, die unzähligen Hilferufe, die vielen Abschiede und Wasserfälle von Tränen, das Ende: Die Menschen weinten.

Unbedingt sehenswert, viel mehr noch: erfahrenswert!