Schöpfen Sie Werte aus dem vollen Sortiment.
Das Kaufhaus der Werte, eine interaktive Installation von Simone Simon, Jasmin Jurkheit und Sibylle Kobus fand glücklicherweise für zwei Wochen in München, im Einstein 28 statt. Der gesamte Ausstellungsaufbau beinhaltete einen „Supermarktraum“ mit einem Parcours aus meist schrägen, gezimmerten Holzregalen die mit etwa 1000 einzelnen Produkten befüllt waren. Die drei Künstlerinnen trugen passend zur Ausstellungssituation hellblaue Kittel und übergaben am Eingang jedem Besucher einen Einkauftskorb. Geld war nicht mit im Spiel… man konnte also nach Herzenslust zwischen über 300 „Werten“ wählen die erfindungsreich auf Verpackungen aller Art übertragen waren. Zwei übervolle Körbe shoppte ich, denn viele Werte waren hier absolut „erkaufenswert“: Von Anmut, Ablenkung bis Zeit und Ziele. Fülle, viele Funde und große Freude. Ja, auch Stolz ob der guten Wahl und Zufriedenheit mit allen neuen, bisher zukurzgekommenen Werten. Aber was tun? Klar, die drei Künstlerinnen wollten das von uns Besuchern schon genauer wissen: An der Kasse angekommen hieß es: Nur maximal drei Werte dürfen mitgenommen werden. 3??? Oh je! Drei von geschätzt 40-50 liebevoll ausgesuchten Werten? Das kann dauern! Was ist also das mir Wichtigste in diesem Überfluss an Wünschen, Hoffnungen und ja, auch wovon hätte ich gerne mehr, viel mehr, wieviel mehr?
In dem Moment der Unmöglichkeit ALLES haben zu können sortierte ich zu allererst die Dinge ähhh… Werte aus die ich bereits besitze. Wobei das Wort Besitz hier ja schon eher falsch ist. Besitz man einen Wert? Eher lebt man mit Werten, Talenten (wie ausgestellt, zur Leichtigkeit, zur Sinnlichkeit, zum Humor) oder trägt sie in sich?
Nach wirklich langen Überlegungen hatte ich meine drei Werte gefunden und bekam den handgeschriebenen Kassenbeleg ausgehändigt. Der hängt jetzt gut sichtbar in unserer Wohnung denn immerhin ist er das Surrogat intersiver Beschäftigung mit meinen Prioritäten. Mein Vorgehen: die von mir empfundenen Lücken füllen, mich auf die allerwichtigsten drei Dinge besinnen. Ich freue mich jetzt darüber überhaupt je eine so große Sammlung von Werten gesehen zu haben. Dieser Blickwinkel war mir völlig neu. Was macht mein Leben aus, meist im Hintergrund, manchmal ganz offensichtlich und logisch? Soweit ich mich erinnere gab es keinen Wert „Geld“ zu kaufen und keiner der Werte ist für Geld zu haben… Mut, Leidenschaft, Moral, Leichtsinn, Hingabe um nur einige wenige zu nennen.
Ein tolle, freundliche, engagierte Ausstellung mit neuem Input – aber satt!
Hier sagt jemand: Schau in welchem Überfluss wir leben und meint nicht die vielen Dinge die es normalerweise in Kaufhäusern zu kaufen gibt sondern die Wahlmöglichkeiten bei der Entscheidung für Abenteuer, für Mäßigung, für Vision oder eben gegen Langeweile (oder endlich dafür!), gegen Spaß, für Vertrauen… oder eben genau anders herum.
Fazit: Bei mir hat das wunderbar funktioniert mit dem Kassenbeleg und allen drei Werten. Ehrlich!
Und jawohl, das Kaufhaus der Werte stellt sich vom 29. Juni bis 2. Juli 2017 im Oberbräu in Holzkirchen aus.
Genaue Informationen unter: www.kultur-im-oberbraeu.de